Die Saison ist kurz am Stettiner Haff. Im Herbst geht auch der Fährverkehr nach Swinemünde in den Winterschlaf. Dann ist Ruhe. Natursuchende mit einer Vorliebe für kleine Preise und große Stille finden es super – im Winter Erholung pur. Das Stettiner Haff ist mit über 900qkm größer als der Bodensee. Das „Kleine Haff“ bezeichnet hierbei den zu Mecklenburg-Vorpommern gehörenden Bereich, das „Große Haff“ die polnische Seite. Abgeschirmt durch die Inseln Usedom, Wolin und Karsibór liegt es im Windschatten überlaufener Ostsee-Seebäder.
Vom Frühaufsteher bis zum Nachtschwärmer: Das Stettiner Haff im äußersten Südosten Mecklenburg-Vorpommerns zieht in der rauen Jahreszeit jeden Naturfan in seinen Bann. Denn der Wechsel der Jahreszeiten hat zwischen den riesigen Wäldern, unberührten Mooren und verschwiegenen Wasserläufen einen ganz besonderen Reiz.
Ein erster Morgenspaziergang im Nebel, Vögel sitzen auf Masten, Greifvögel fliegen durch die Lüfte und lassen sich in Baumwipfeln nieder. In den dunklen Monaten kann man hier so richtig schön wenig machen. Die Lust: frisch und saftig. Feuchte Tröpfchen verwandeln Spinnweben in Zuckerwatte. Die Weite des Haff gibt sich geheimnisvoll. In den Morgenstunden wird den neugierigen Blicken wenig preisgegeben.
Junge Familien, verliebte Paare, leseverrückte Einzelgänger. Die Gegend ist eigentlich für jeden, der eine kleine Auszeit sucht ideal. Nur motorisiert sollte man sein, oder die Anreise vom Bahnhof aus individuell organisieren, denn der öffentliche Personennahverkehr hier ist nach wie vor eine Schwachstelle. Ferienwohnungen und Ferienhäuser sind beliebt, wie einfach es ist in so einer Behausung, mal eben aus der Zeit zu fallen. Bis auf vereinzeltes Vogelgezwitscher ist es in den ruhigen Wintermonaten so still, dass man das zufriedene Gluckern des eigenen Bauches hören kann, der gerade frischen geräucherten Fisch verdaut. Den gibt es hier zum Glück das ganze Jahr. Aus einigen Schornsteinen steigt der Dampf von Brennholz. Dazu einen heißen Kakao oder Tee, den Kamin anwerfen und ein gutes Buch – und der Winter ist dein Freund.
Hier sind einige Tipps für kleine Auszeiten am Stettiner Haff – von tief entspannt bis super spannend.
Morgens im Moor: Wo Hase und Reh sich zum Frühstück treffen, das zeigen zertifizierte Natur- und Landschaftsführer ihren Gästen. Los geht’s um 7 Uhr im kleinen Fischerdorf Mönkebude. Und es lohnt sich, schon hellwach zu sein, jetzt lassen sich nämlich sogar Adler, Kranich und Kormoran an den verwunschenen Wasserflächen beobachten. Die „Guten Morgen Wanderung“ dauert drei bis vier Stunden inklusive Picknick. Feste Schuhe und Fernglas nicht vergessen. Start ist immer donnerstags, die Anmeldung ist zwei Tage vorher erforderlich. Und wer mag geht später zum aufwärmen noch in die hauseigene Sauna.
Auszeit im Stillen: Nach so viel Zeit an der frischen Luft ist eine wohlige Wellnessauszeit genau richtig, um den Tag ausklingen zu lassen. Abtauchen kann man beispielsweise in einer der Salzgrotten von Ueckermünde. Bei meditativer Musik und sanftem Licht entfaltet die salzreiche Luft ihre heilsame Wirkung. Bereits eine Stunde soll den gleichen positiven Effekt haben wie ein zweitägiger Urlaub direkt an der See.
Für ein Wochenende ist das Seebad Ueckermünde im Landkreis Vorpommern-Greifswald ein guter Ausgangspunkt. Wer Lust auf Geschichte hat, kann sich bei Anreise am Freitag Nachmittag im Haffmuseum im Schloss Ueckermünde ( Haffmuseum im Schloss Ueckermünde, Am Rathaus 3, 17373 Ueckermünde, haffmuseum@ueckermuende.de, Telefon: 039771 28442, Öffnungszeiten November – Februar: Do. und Fr., 10.00 -15.30 Uhr, Sa 13.00 – 17.00 Uhr) auf die Besonderheiten der Region im äußersten Nordosten Mecklenburg-Vorpommerns einstimmen. Hier dreht sich alles um die Bedeutung, die Gießereiwesen und Ziegelei sowie Fischerei und Schifffahrt für die Stadtentwicklung hatten.
Ein anschließender Spaziergang durch die kleine Altstadt führt an der Friedrich-Wagner-Buchhandlung vorbei (Friedrich-Wagner-Buchhandlung, Inh. Holger Brandstädt, Ueckerstraße 79, 17373 Ueckermünde). Wenn der gleichnamige Gründer wüsste, dass seine ehemalige Buchbinderei (gegr. 1883) im Oktober 2016 zur besten inhabergeführten Buchhandlung Deutschlands gekürt wurde… Lesestoff ist eine Hauptzutat für einen gemütlichen Abend.
Der Ueckermünder Strand eignet sich auch am Abend für einen Verdauungsspaziergang. In der Strandhalle bekommt man auch winters tagsüber Glühwein und Waffeln. Das tut gut. Doch die größte Attraktion ist und bleibt die frische Luft, der dunkle, weite Himmel und das gluckernde Wasser vor den eigenen Füßen.
Nach dem Frühstück des zweiten Tages wird die kurze Tageslichtphase begrüßt und die Gegend erkundet. Erstes Ziel ist die bewaldete Halbinsel, die auf der Altwarp liegt mit ihren Binnendünen. Vom nordöstlichsten Punkt der mit Kiefern und Wacholder bewachsenen Halbinsel Altwarp scheint das auf der anderen Seite des Altwarper See liegende polnische Neuwarp (Nowe Warpno) zum Greifen nah.
Noch ist es hell, also geht die Tour weiter nach Rieth am See. Der Weg beschreibt hier einen Bogen, denn bei Vogelsang-Warsin geht es über Luckow in südöstliche Richtung. Das Fischerdorf am südlichen Ende des Altwarper Sees wurde vor einigen Jahren aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Unter der Überschrift „Riether Winkel“ haben sich die heute Ansässigen auch im Netz versammelt und laden Besucher zum Innehalten ein. Die einzige Haffinsel Deutschlands, der Riether Werder, ist eine Attraktion, die nicht betreten werden darf. Seltene Vogelarten haben in diesem Naturschutzgebiet ihr Zuhause. Ein verfallener Bauernhof erinnert an eine Zeit, in der hier auch Kühe lebten.
Nach so viel Natur geht es am Abend in die Volksbühne Ueckermünde (An der Volksbühne 4, 17373 Ueckermünde), so heißt das örtliche Kino. Das aktuelle Programm liegt an vielen Orten in Ueckermünde aus, klar kann man auch telefonisch und auf der Website erkundigen.
Alle, die Lust haben auf Streifzüge durch Wald und Dünen haben, packen neben Gummistiefeln auch eine Taschenlampe ein.