Sich einfach mal treiben lassen

Hier in Vogelsang kann man sitzen und die Zacken an den frischen Blättern zählen. Oder darüber sinnieren, warum die Bachstelzen nicht hüpfen wie die meisten Singvögel, sondern laufen. Oder darüber, ob Wasserläufer mit ihren Beinen versinken können und was dann wohl passiert.

Dort, wo am Morgen der Hahn des Nachbarn kräht, die Vögel beim Frühstück zwitschern und sternenklare Nächte die Unendlichkeit des Universums verraten, liegt die Basis purer Entspannung und Erholung.; „Auszeit am Haff“. Mein Lieblingsmoment? Wenn der Rote Milan seine Schwingen über dem Haus kreisen lässt. Wieder und wieder. Unterschiedliche Höhen in den Weiten des Himmels, mal dicht dran, das jede Färbung seiner Federn sichtbar wird, mal weit oben im Firmament. Ich hebe meine Augen und folge ihm. Staune und vergesse, was ich mal wieder ach so geschäftig tun wollte. Der Bann zieht mich weg, raus aus dem Alltag. Die Zeit steht einen Moment still. Ich liebe diese Augenblicke. Und ich bin dankbar, das ich in all meiner Geschäftigkeit ihn sehe und wahrnehme. Manchmal nehme ich mir eine Tasse Kaffee und setze mich, die Augen auf seine majestätische Flugbahn gerichtet auf die Wiese, lasse mich treiben. Ich erinnere mich, es geht nicht darum dem Leben mehr Zeit zu geben, sondern der Zeit mehr Leben. Wenn ich dann da so versunken sitze, spüre ich ein versunkenes Glück in mir.

Urlauber kommen inzwischen von überall her. Manche wollen einfach mal einen Seeadler sehen, andere hofften, in der stillen Gegend runterzukommen, erzählten sie uns. Beides gelingt offenbar. „Eine Woche im am Haff ist so erholsam wie drei Wochen an irgendeinem anderen Ort“ – diese Aussage haben wir schon öfter gehört.

Kraftvolle Zeiten,
Ulrike Leye

Bild von TheOtherKev auf Pixabay