Eine Auszeit nehmen

Eine Auszeit nehmen – oder Warum es sinnvoll ist statt zu sagen: „Sitz nicht einfach nur da – tu irgendetwas.“, wir lieber das Gegenteil verlangen sollten: „ Tu nicht einfach irgendetwas – sitz nur da. -Thich Nhat Hanh“

Erst ist es nur ein unbehagliches Gefühl abends beim Zubettgehen. Der Gedanke an den nächsten Tag drückt unangenehm auf die Stimmung. Wieder derselbe Trott, der Job, den man nicht liebt, der Alltag, der auffrisst. Sätze wie: „Wozu das alles?“, „Eigentlich möchte ich doch lieber…“ und „Wenn ich nur dies oder das hätte, würde ich endlich…“ kreisen endlos durch den Kopf, und trotzdem fehlt der Mut, zu handeln und selbstbestimmt die notwendigen Änderungen anzugehen. Stattdessen wird die Unlust schön geredet oder der Impuls mit altem Sicherheitsdenken abgeblockt. Wir wurschteln uns irgendwie durch, alles ist heute dringend. Nur wir und unser Sehnen nicht…

Es braucht eine Auszeit, um die Unzufriedenheit gehen zu lassen und den Nährboden für uns selbst zu bereiten. Wer nicht wagt…

Der erste Schritt ist das Innehalten, eine Möglichkeit zu schauen. Wir alle sind Meister im Verdrängen. Kaum einer, der es sich nicht wenigstens in einem Lebensbereich in seiner eigentlich unbequemen Komfortzone kuschelig eingerichtet hat und davon träumt, wie es wohl wäre, alle Seile zu kappen und völlig neu zu beginnen oder doch wenigstens einmal für einen gewissen Zeitraum dem schnöden Alltagseinerlei zu entfliehen.

Keine Verpflichtungen, dafür Zeit für all das, was liegen geblieben ist. Zeit für sich selbst und die vielen nicht gelebten Träume. Innezuhalten.

Dreiviertel aller Deutschen sehnen sich nach einer Auszeit. Dahinter steckt auf den ersten Blick das Anliegen abzuschalten – meist aber weitaus mehr: Vielleicht der Wunsch nach Veränderung, nach Weiterentwicklung oder nach ausreichend Raum für innere Klarheit. Wir hoffen auf neue Impulse, auf die zündende Idee oder darauf, dass mit der Auszeit auch die Kraft kommt, endlich das zu verändern oder über Bord zu werfen, was schon lange nicht mehr zu uns passt.

Die Auszeit planen

Zu einer richtigen Auszeit gehört vor allem eines: viel Mut. Mut, unseren Weg und uns selbst in Frage zu stellen, Mut, uns abzugrenzen, Mut, uns durchzusetzen und Mut, den Blick nach innen zu richten.

Welcher Auszeittyp bin ich?

Die Varianten, wie eine Auszeit gestaltet werden kann, sind so vielfältig, wie das Leben selbst – letztendlich ist das Ursprungsbedürfnis entscheidend.

Entsprechend lassen sich fünf Auszeit-Typen erkennen:

  • Regenerationsauszeit
  • Familienauszeit
  • Auszeit für berufliche Weiterentwicklung
  • Auszeit zur Neuorientierung
  • Auszeit für Eigenprojekte

Auch wenn wir es meist nicht wahrnehmen – das Leben lädt uns oft genug dazu ein, einen Mini-Ausstieg zu wagen. Unser Körper gibt eindeutige Signale, wenn es Zeit ist, mit der Arbeit aufzuhören und eine Pause einzulegen. Schaffen Sie dafür Raum! Nehmen Sie sich bewusst aus der Hektik heraus, atmen Sie durch und sagen Sie innerlich „Stopp“.
Business- und Karrierecoach Wulf-Peter Paezold, selbst ein Aus- und Umsteiger, rät seinen Kunden zu Kurzauszeiten. „Sich zwei bis drei Tage freizuschaufeln das Leben zu entrümpeln, kann Wunder wirken.“

Nehmen Sie sich wichtig. Es ist Ihr Leben, „denn die Kunst des Ausruhens ist ein Teil der Kunst des Arbeitens“, sagt John Steinbeck.

Kraftvolle Zeiten,
Ulrike Leye